Das musst du über Mittelamerika wissen
Mittelamerika ist ein unglaublich schönes Reiseziel. Die verschiedenen Länder dieser Region locken mit tropischen Regenwäldern welche vor kuriosen Tieren nur so wimmeln, karibischen Sandstränden die von Palmen untermalt werden, einzigartigen Gebirgsformationen, aktiven Vulkanen, und einer einzigartigen Kultur die unter anderem von den Maya und den Azteken geprägt wurde. Die Dschungel sind gesäumt von atemberaubenden historischen Ausgrabungsstätten, welche selbst die Pyramiden in Ägypten spielend in den Schatten stellen.
Bevor wir uns jedoch den fantastischen Urlaubszielen in Mittelamerika widmen, müssen wir zunächst darüber sprechen, was überhaupt alles zu Mittelamerika gehört. Das ist nämlich gar nicht so einfach zu erklären.
Geografie und Geschichte
Welche Länder alles die Region von Mittelamerika ausmachen, ist nicht eindeutig definiert und variiert je nach Quelle teils stark. Zusätzlich werden die Begriffe Mittelamerika und Zentralamerika meist fälschlicherweise austauschbar verwendet.
Meinen Recherchen zufolge werden die sieben Länder, welche die schmale Landzunge zwischen Nord- und Südamerika bilden, als Zentralamerika bezeichnet. Dazu zählen die Staaten Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Panama. Genau genommen zählen tatsächlich nur Teile von Panama und zusätzlich auch einige Regionen von Mexiko hinzu, aber ich will euch nicht mit Details langweilen. Nimmt man nun noch ganz Mexiko und die Westindischen Inseln hinzu, welche die Karibik ausmachen, so erhält man Mittelamerika. Die gesamte Landfläche von Mittelamerika beläuft sich auf 2.714.000 km² und beherbergt ganze 188 Mio. Einwohner.
“Westindische Inseln?”, werdet ihr euch jetzt fragen, “Was zur Hölle hat Indien mit der Karibik zu tun?”. Die Westindien setzen sich aus den großen Antillen auf der Nordseite, den kleinen Antillen auf der Westseite, den Bahamas, den Turks und den Caicos zusammen. Den Namen “Westindische Inseln” verdanken die Inseln der Karibik den Entdeckungsfahrten von Christopher Columbus. Er ist auf der Suche nach einem westlichen Seeweg nach Indien unwissentlich auf die karibischen Inseln gestoßen und nahm fälschlicherweise an, sich bereits etwa auf der Höhe von Japan zu befinden. Damals bezeichnete man in Europa alle Ländereien in und jenseits von Indien, also quasi den gesamten ostasiatischen Raum, als “Las Indias”. So finden sich in Columbus Logbüchern auch Eintragungen mit dem Ausdruck “Las Indias” wieder, als er sich in der Karibik befand. Da er von Europa aus gesehen statt nach Osten allerdings nach Westen gefahren ist, erhielten die karibischen Inseln noch nach Columbus Tod – selbst als längst klar war, dass er sich geirrt hat – den Namen Westindische Inseln.
Die Kultur
Die Liste der einstigen Völker Mittelamerikas ist lang und zählt weit über 100 verschiedene Kulturen, von welchen die Azteken und die Maya die wohl bekanntesten Hochkulturen sind. In vielen Ländern Mittelamerikas leben noch heute Nachfahren der indigenen Völker, in Guatemala machen sie sogar die Bevölkerungsmehrheit aus. Aufgrund der spanischen Kolonialisierung wird in Mittelamerika fast flächendeckend Spanisch gesprochen, wobei jede Region ihre jeweils einzigartigen Einflüsse der indigenen Sprachen mit aufgenommen hat. Die einzigen Ausnahmen bilden das englischsprachige Belize und die Ostküste Nicaraguas, welche neben indigenen Völkern auch von englischsprachigen Kreolen bewohnt wird.
Auf meiner Reise durch Belize hatte ich das Glück, mich mit einigen Locals anzufreunden. Sie sprachen im normalen Alltag perfektes Englisch, konnten aber dank ihrer indigenen Wurzeln auch auf Kommando auf Kreole-Englisch umschwenken. Es ist wirklich absurd faszinierend, wie sich das anhören kann. Einzelne Wortfetzen sind zu verstehen, manchmal sogar der ein oder andere Halbsatz, aber man hat tatsächlich keine Chance, ein ganzes Gespräch mitzuverfolgen, und das obwohl es eigentlich übliche englische Begriffe sind. Die Sprache hat eine komplett andere Betonung und eine Art Rhythmus in der Aussprache, was es unglaublich spannend macht, dabei zuzuhören. Kein Wunder also, dass Patois, – das jamaikanische Kreolisch – mit Hilfe von ein paar Drumsets und der ein oder anderen talentierten Person weltweite Berühmtheit erlangt hat.
Eine weitere Besonderheit dieser Region ist die tiefe Verankerung des Christentums in allen Facetten des Lebens. Es gibt in jeder Stadt massig Wandmalereien von religiösen Figuren, jedes Auto ist mit einem Schriftzug wie “Regalo de Dios” oder “El Rey de Reyes” auf der Windschutzscheibe unterwegs und die Menschen tragen Symbole um den Hals oder aber in form von Tattoos direkt auf der Haut. Das mag uns Europäern manchmal etwas kurios vorkommen, gehört in Mittelamerika aber einfach zum Alltag dazu.
Wer durch die Straßen von Mittelamerika schlendert, wird neben den christlichen Symbolen auch schnell bemerken, wie fröhlich es dort zugeht. Häuserwände werden vornehmlich in den buntesten Farben bestrichen und von schönen und detailverliebten Wandmalereien verziert. Blumen und Bäume blühen in den verschiedensten Farbtönen. Unverkennbare rhythmische Musik und lachende Menschen schallen aus jedem Innenhof heraus und in den Parks der Städte wird zusammen gespielt, Salsa getanzt und an leckeren Ständen gegessen. Hier kann man Zeuge von wahrer Lebensfreude werden, sich mitreißen lassen und im besten Fall etwas davon mit nach Hause tragen.
Das Essen
Die vielen Köstlichkeiten in Mittelamerika sind nicht einen Deut weniger bunt und lebensfroh als seine Einwohner. Neben leckeren und frischen Früchten wird gerne Reis und Bohnen serviert. Und das wirklich in allen denkbaren Variationen. Was sich zunächst fade anhört, kann tatsächlich unglaublich lecker und abwechslungsreich sein. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Ob gekocht, gestampft, frittiert, gewürzt, in Form von Tacos und Tortillas, mit oder ohne Gemüse, es ist alles möglich und nichts ist verboten. Begleitet werden die Gerichte mit einer Vielzahl von bunten verschiedenen Saucen, Brühen und Ölen. Immer mit dabei sind außerdem auch Kochbananen in allen Formen und eine Portion Pico de Gallo oder Salsa. Abgerundet werden die üppigen Mahlzeiten anschließend von den süßesten Desserts. Hier kann man locker einige Pfunde zulegen. Sehr deliziöse Pfunde.
Da die meisten Gerichte eher Fisch, Fleisch- und insbesondere zum Frühstuck Eierlastig sind, kann es für Vegetarier und Veganer manchmal etwas herausfordernd sein etwas zu finden. Aber auch hier kann man notfalls mit Händen und Füßen mit den Menschen in den Restaurants sprechen und ein einzigartiges Gericht gezaubert bekommen.
Tiere, Vögel und Vegetation
Der Großteil von Mittelamerika wird von tropischen Regenwäldern bedeckt. Hier finden sich alle verschiedenen Formen von Lebewesen wieder, die sich an die bunte Lebensweise der Menschen angepasst haben – oder war es anders herum? Es gibt grell in neonfarben leuchtende Vipern, handgroße blaue Schmetterlinge und genauso große und bunt gezeichnete Spinnen, welche Fallen für die Schmetterlinge aufstellen. Ich wette, jeder von euch hat schon mal Bilder von den kleinen Pfeilgiftfröschen gesehen, die wie eine Packung Skittles aussehen. Hier könnt ihr sie in echt bewundern – nur bitte nicht ablecken. Selbstverständlich hangeln sich auch die verschiedensten Affenarten durch die dichten Wälder. In den Ästen kann man riesengroße Leguane und andere Echsen, wie den lustig anzusehenden Helmbasilisken, der im Englischen den unverwechselbaren Namen “Jesus Christ Lizard” trägt, weil er mit seinen langen und schnellen Beinen über das Wasser laufen kann.
Neben den Landlebewesen gibt es auch im Vogelreich einiges zu bewundern. Durch die Lüfte des Dschungels fliegen unter anderem Tukane mit orange-leuchtenden Schnäbeln und die seltenen, aber wunderschönen Quetzale, welche auch Göttervögel genannt werden. Sie haben schillernd grüne Federn, einen roten Bauch und eine Schwanzfeder, die bis zu 100cm lang werden kann. Im Flug bewegt sich ihre prächtige Schwanzfeder wellenförmig durch die Lüfte, weswegen die alten Maya annahmen, dass es sich bei dem Quetzal um einen Boten zwischen Himmel und Erde handeln muss. In Guatemala ist die Landeswährung nach dem Quetzal benannt und ein Exemplar davon ziert jeden Schein.
Die Unterwasserwelt in Mittelamerika ist nicht weniger eindrucksvoll. Auf der westlichen Seite findet sich der Pazifik mit seinen großen Lebewesen wieder. Das Meer ist gefüllt mit großen Mantas, Haien und Walen, die sowohl aus dem Boot als auch beim Tauchen bewundert werden können. Auf der Ostseite befindet sich ein gigantisches Riffsystem. Nach dem Great Barrier Reef ist das Mesoamerikanische Korallenriff das zweitgrößte der Welt. Es zieht sich von der Küste Honduras über Belize, wo sich das Great Blue Hole befindet, bis hoch an die Küste Yucatans in Mexiko. Hier lebt eine Vielzahl von Schildkröten, bunten Fischen, Manta- und Stachelrochen, Riffhaien, Seekühen und anderen Meereslebewesen. Wenn man zur richtigen Saison da ist, kann man sogar die majestätischen Walhaie beim Plankton fressen beobachten.
Reisen in Mittelamerika
Es gibt viele Möglichkeiten, in Mittelamerika zu reisen. Egal ob Strand-, Dschungel- oder Abenteuerurlaub. Hier ist garantiert für jeden etwas dabei. Einladende Fünf-Sterne Resorts locken mit Privatstränden, während Hostels an verträumten und nahezu unberührten kleinen Dörfern ein wahres Backpacker-Paradies sind. Die gesamte Westküste ist ein feuchter Traum aller Surfer und lockt Gleichgesinnte aus allen Ländern an.
Backpacking
In Mittelamerika kann man sich als Backpacker so richtig austoben. Möglich macht es vor allem die Panamericana. Hierüber gibt es günstige Busverbindungen und alle möglichen kleinen Städte und Dörfer. Mehr darüber kannst du weiter unten “Anreise und Fortbewegung” lesen. Die unglaubliche Menge an Küsten und Stränden in Mittelamerika führt dazu, dass es einige noch unentdeckte Juwele gibt. Würde man sich alle Geheimtipps und Empfehlungen der anderen Backpacker, mit denen man in den Hostels spricht, anschauen wollen, wäre man vermutlich mehrere Jahre unterwegs und hätte trotzdem nicht alles abdecken können. Es ist problemlos möglich, sich die Unterkünfte erst wenige Tage im Voraus zu buchen, was die Zielsetzung auf euren Reisen super flexibel gestaltet. Natürlich kann es sein, dass ein besonders cooles Hostel mal ausgebucht ist, aber in der Regel ist mir die Flexibilität auf Reisen wichtiger als irgendeine fancy Unterkunft, die man sowieso nur zum Schlafen gehen aufsucht.
Rundreisen
Wer es weniger selbstorganisiert mag, der findet bei verschiedenen Reiseveranstaltern auch bereits vorgeplante Rundreisen über mehrere Ländergrenzen hinweg. Diese organisierten Reisen können von einigen Tagen über zwei bis drei Wochen lang gehen. Auch hier sollte also jeder fündig werden. Hotels und Transporte sind in dem Fall bereits vorgebucht, die Ziele sind klar und können oft mit optional hinzubuchbaren Touren individualisiert werden. Auch Gruppenreisen können so gebucht werden.
Kreuzfahrten
Wo es viel Meer und Küstenlinie gibt, kann man natürlich auch Kreuzfahrten machen. Beliebte Routen decken oft entweder Zentralamerika und die Karibik oder einen Teil der USA und der Karibik ab. Es gibt auch Kreuzfahrten, welche zwei verschiedene Weltmeere bereisen. So kann man über den Panamakanal die Küsten des Pazifiks und des Atlantiks innerhalb weniger Tage bereisen.
Die schönsten Reiseziele in Mittelamerika
Mexiko
Das womöglich einsteigerfreundlichste Land für Reisen nach Mittelamerika ist Mexiko. Dank der gut ausgebauten touristischen Infrastruktur in den südlichen Teilen, vor allem in Yucatan, kommt man mit Englisch hier prima zurecht. Die Djungel wimmeln vor Leben, die Strände sind traumhaft und das blaue Meer sucht seinesgleichen. Die Cenoten sind weltweit einzigartig und vor der Karibikküste liegt direkt das zweitgrößte Barriereriff der Welt. Schnorcheln und Tauchen sind ein wahrgewordener Traum.
Hier erfährst du mehr über Mexiko und seine Sehenswürdigkeiten.
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