Den Fuego ausbrechen zu sehen ist vermutlich das absolut größte Highlight auf der Reise vieler Backpacker durch Mittelamerika. Der aktive Vulkan spuckt etwa alle 15-20 Minuten gewaltige Rauch- und Aschewolken samt glühender Lava gen Himmel.
Gleichzeitig ist es allerdings bestimmt auch das qualvollste Erlebnis, das einige bisher durchmachen mussten.
Bevor du nämlich die Lava sehen und die Explosionen spüren kannst, musst du 6 bis 8 Stunden auf eine beachtliche Höhe von ca. 3.400 Meter steigen, wo sich die Camps befinden. Die Wanderung beginnt am Fuße des Acatenango auf etwa 2.300 Metern und führt dich durch verschiedene Klima- und Vegetationszonen hindurch.
Auf dem Weg dorthin machst du einige Pausen und es gibt auch etwas zu essen, das du selbstverständlich selbst hochtragen musst. Auch deine Wasservorräte von 3-4 Litern trägst du selbst den Berg hoch. Da es an den Camps bis zu -5°C kalt werden kann und auf dem Weg vermutlich auch regnen wird, hast du außerdem auch viel Kleidung mit dabei. Im Regelfall wird dein Backpack zwischen 12 und 14 Kilo schwer sein. Da drauf kommt noch deine Fotoausrüstung, falls vorhanden.
Du kannst dir auch einen Porter organisieren, der dir Wahlweise den Backpack nur hoch oder auch wieder mit runter trägt. Das musst du aber wissen, bevor es morgens losgeht. Bist du erstmal am Fuße des Acatenangos oder sogar schon auf dem Weg, ist es nahezu unmöglich, noch Hilfe für den Aufstieg zu finden. Manchmal übernimmt dein Guide deinen Rucksack, wenn du es selbst nicht mehr schaffst, aber das kann er natürlich nur für eine Person aus der Gruppe machen. Die Kosten liegen je nach Anbieter deiner Tour und des Gewichts deines Backpacks bei zwischen 100 und 250 Quetzales (12-30€). Auch musst du dich nicht schlecht fühlen, wenn du diesen Dienst in Anspruch nimmst. Der Preis geht vollständig an die Porter, die davon eine ganze Woche lang ihre Familie ernähren können.
Am Camp auf dem Acatenango angekommen gibt es eine kleine Stärkung und dann die Option eine zusätzliche Tour näher an den Krater des Fuego zu wandern. Die dauert nochmal etwa 1,5 Stunden pro Weg und ist um einiges anstrengender als der gesamte Aufstieg bisher. Außerdem kostet sie auch je nach Anbieter 100 bis 200 Quetzales extra (12-25€).
Die extra Fuego Tour kann je nach Wetterlage und Lust der Guides zu drei Zeitpunkten durchgeführt werden. Entweder direkt nach dem Aufstieg und dem Kakao am Camp, oder nach dem Abendessen, wenn es bereits dunkel ist oder zu guter Letzt kurz vor Sonnenaufgang um etwa 3 Uhr nachts. Dann verbringst du den Sonnenaufgang am Krater.
Wenn du nicht gerade auf der Fuego Tour bist, dann hast du die Option, am Morgen zum Sonnenaufgang auf den Gipfel des Acatenango zu steigen, wo du dann den Sonnenaufgang genießen kannst und nochmal eine sehr gute Sicht auf den Fuego hast. Der Aufstieg ist kostenlos und dauert auch nochmal etwa 1,5 Stunden. Das ist der einzige Abschnitt der Wanderung, bei der dich die Guides ein wenig hetzen könnten, denn natürlich wollen alle pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel angekommen sein. Der Aufstieg ist auch nicht ohne, denn es gibt hier keine festen Wege mehr. Es liegt viel Geröll und Vulkangestein rum und für alle 3 Schritte, die du bergauf machst, wirst du wieder 2 Schritte herunterrutschen.
Nach dem Sonnenaufgang geht es dann wieder zurück zum Camp, wo es Frühstück gibt und du deine Sachen zusammenpackst. Dann geht es bald auch schon wieder weiter mit dem Abstieg. Die 4 bis 5 Stunden, die du dafür brauchen wirst, werden auch nicht weniger anstrengend werden als beim Aufstieg. Die Gefälle sind ziemlich steil, die Wege schlecht und rutschig.
Bist du endlich unten angekommen, kannst du dir aber wirklich auf die Schulter klopfen. Das schafft definitiv nicht jeder!
Es gibt in Antigua Guatemala so viele Anbieter für die Acatenango Tour wie Sand am Meer. Ich habe mich für dich ganze zwei Mal durch den höllischen Aufstieg gequält, um dir bestmöglich die Unterschiede der Organisatoren aufzuzeigen. In diesem Artikel findest du absolut alles, was du über den Acatenango, den Fuego und die besten Touren wissen musst. Weiter unten gibt es auch nochmal einen ausführlichen Erfahrungsbericht über den Aufstieg, dem du noch viele weitere Informationen abgewinnen kannst.
Die Unterschiede – Vergleich zweier Fuego Tour Anbieter
Das erste Mal, als ich den Aufstieg gewagt habe, bin ich mit dem absolut günstigsten Anbieter gegangen, den ich finden konnte: Barco für 300 Quetzales (35€). Drei Jahre später habe ich es nochmal mit CA Travelers versucht, welche mit 630 Quetzales (73€) eher im gehobenen Preissegment liegen.
Barco
Der Preis von nur 300Q. ist eine Kampfansage. Bisher sind es die günstigsten Anbieter, die ich finden konnte. Falls du jemand günstigeren findest, berichte uns gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen, ich bin sehr gespannt, wie es war!
Du bekommst insgesamt 3 Liter Wasser in normalen Plastikwasserflaschen, welche du in deinem Rucksack verstauen musst. Ich habe aber auch Leute gesehen, die das Wasser in einer Einkaufstüte den Acatenango hochgeschleppt haben.
Damit du nicht frierst, bekommst du eine relativ warme Jacke und eine lange Hose. Du kannst dir auch ordentliche Wanderschuhe ausleihen und bekommst Handschuhe und ein Tuch zum umbinden.
Das Essen für den Vulkan ist ziemlich Basic. Ich habe eine Portion Reis mit etwas Hähnchen zum Lunch bekommen, einen Kakao und Marshmellows für das Basecamp und Spaghetti als Abendessen. Morgens gab es einen Kaffee, Toast mit Erdnussbutter und Marmelade. Einen Apfel und eine Banane für zwischendurch gab es auch. Es war ausreichend, hätte aber schon etwas mehr sein können. Du kannst vorher auch angeben, dass du gerne vegetarisches Essen hättest oder andere Unverträglichkeiten absprechen.
Geschlafen habe ich in einem langen Zelt, das für 8 Personen eingerichtet war. Es lagen Matratzen auf dem Boden und jeder hatte einen Schlafsack zum Zudecken. Auch mit Handschuhen, einer dicken Jacke und langen Hose war es für viele von uns einfach zu kalt zum Schlafen.
Insgesamt fand ich die Tour mit Barco durchaus machbar. Wenn ich ein bisschen besser vorbereitet gewesen wäre und ein Merino-Shirt und zwei oder drei paar mehr Socken eingepackt hätte, wäre die Nacht bestimmt auch besser gewesen.
CA Travelers
Mit 630Q. sind CA Travelers zwar nicht die teuersten Anbieter, aber doch schon etwas über dem Durchschnitt. Ich war sehr gespannt, wie sich das auf die Qualität der Tour auswirkt, denn im Endeffekt muss ja jeder beim Aufstieg des Acatenangos den gleichen Weg zurücklegen.
Den ersten Unterschied gab es bei dem Wasser. Statt Plastikflaschen habe ich einen Camelback mit 3 Litern Fassungsvermögen bekommen, den ich mir sogar in meinen Rucksack einbauen konnte. Viele andere schnallen ihn sich aber auch als Gegengewicht vorne auf die Brust auf. So kannst du ihn tragen wie einen kleinen Rucksack.
Von der übrigen Ausrüstung habe ich keinen großen Unterschied bemerkt. Die Hosen, Jacken und Schuhe waren in ähnlich gebrauchten Zustand wie bei der günstigen Tour. Einzig die Handschuhe und das Bandana waren etwas besser. Außerdem gab es einen guten Regenponcho und eine leichte Decke on top.
Im Gegensatz zu dem günstigen Anbieter, gab es außerdem Frühstück an der Agency, bevor es morgens losgeht. Du hast die Wahl zwischen Omelette, Burritos, Porridge und anderen Gerichten. Auch das Essen, welches du auf den Vulkan trägst, kannst du dir aus einer Auswahl selbst zusammenstellen. Es ist deutlich üppiger und leckerer als das vom günstigen Anbieter. Ich habe es tatsächlich nicht geschafft, alles aufzuessen und habe einiges an die Hunde verteilt, die uns den ganzen Aufstieg lang begleitet haben.
Es gab zum Mittag Reis mit BBQ-Hähnchen und etwas Salat und Gemüse, als Snack einen Müsliriegel, sowie einen Apfel und eine Banane. Abends gab es Spaghetti Bolognese mit Parmesan, einen heißen Kakao und etwas Rotwein zum Aufwärmen von innen. Zum Frühstück gab es zwei PB&J-Toasts und ein kleines Brötchen mit Ei, das an einen McMuffin erinnert. Dazu eine Tasse Tee oder Kaffee und Marshmallows. Außerdem gibt es auch Müsli, das du dir mit Milchpulver und Wasser aufgießen kannst. Auch hier stehen im Menü natürlich vegetarische Optionen zur Verfügung.
Das, was aber wirklich den Unterschied zu der günstigen Fuego Tour ausmacht, sind die Unterkünfte am Basecamp. Statt einem luftigen Zelt bekommst du bei CA Travelers eine kleine 2-Personen-Kabine aus Spanplatten mit einer Front aus Plexiglas. Und diese Hütten sind tatsächlich um einiges wärmer als ein Zelt. Hier kannst du auch ganz entspannt aus dem warmen heraus durch die Frontscheibe die ganze Nacht dem Fuego beim Ausbrechen zuschauen.
Packliste
Es ist gut zu wissen, was du auf dem Vulkan alles brauchst. Es gibt zwar kleine Unterschiede bei den verschiedenen Touren, aber im Endeffekt ist alles mehr oder weniger gleich.
Das musst du alles mitnehmen
- Deinen eigenen Backpack. Mindestens 40 Liter, besser mehr. Deine Sachen kannst du meist im Hotel/Hostel oder dem Touranbieter lassen
- Zusätzlicher kleiner Rucksack für die Fuego Tour und den Acatenango Sunrise hike
- Warmes Shirt, am besten Merinowolle
- Warmer Pulli, falls vorhanden
- Lange Hose, falls vorhanden
- 2-3 Paar frische Socken um es beim Schlafen schön warm zu haben
- Wechselsachen falls du vom Regen durchnässt wurdest
- Regenjacke oder andere leichte Jacke
- Regenschutz für deinen Rucksack
- Sonnencreme. Creme dich vor der Wanderung unbedingt ein! Nach dem Mittagessen nochmal nachlegen, falls sich die Wolken verzogen haben
- Evtl. 1 Liter Wasser extra
- Evtl. Snacks, Chips, Tortillas
- Kamera, Actioncam für Langzeitaufnahmen
- Für Aufnahmen im Dunkeln ein Stativ oder Gorillapod
- Drohne. Sei aber vorsichtig, meine ist durch starke Winde nicht mehr heimgekehrt und liegt jetzt leider im Dschungel
- Evtl. Taschenlampe oder Stirnlampe
- Powerbank für Handy und evtl. Kamera
- Eine Rolle Toilettenpapier
Das bekommst du von der Reisegesellschaft
Folgendes bekommst du alles vom Anbieter der Vulkantour geliehen. Natürlich kann es zu Abweichungen zwischen einzelnen Anbietern kommen, frage daher am besten vorher nach, was es wirklich gibt. Diese Dinge musst du alle in deinen eigenen Backpack stecken und selbst den Berg hochtragen.
- Warme Jacke
- Warme Hose
- Wanderschuhe
- Handschuhe
- Regenponcho (je nach Anbieter)
- Taschen-/Stirnlampe (je nach Anbieter)
- Decke (je nach Anbieter)
- Essen
- 3 Liter Wasser
Das ist bereist im Camp vorhanden
- Zelt bzw. Hütte
- Schlafsack
- Matratze
- Decke
- Isomatte
- Lagerfeuer
- Toilette (je nach Anbieter entweder ein Loch im Boden oder eine kleine Hütte mit Plumsklo)
- Kakao, Wein, Erdnussbutter & Marmelade (je nach Anbieter)
Zeitplan
Dieser Zeitplan ist nur eine grobe Orientierung und hängt auch ein Stück weit von deiner Gruppe ab.
7:00 Uhr | Frühstück |
8:00 Uhr | Transport zum Büro, wo es Klamotten gibt |
8:15 Uhr | Sachen anprobieren und ggf. Backpack leeren und persönliches Verstauen |
9:30 Uhr | Abfahrt richtung Acatenango |
10:30 Uhr | Der Hike beginnt |
13:30 Uhr | Pause mit Mittagessen |
16:00 Uhr | Ankommen am Camp |
19:30 Uhr | Abendessen |
3:30 Uhr | Weckruf |
4:00 Uhr | Aufstieg auf den Gipfel des Acatenango |
7:00 Uhr | Frühstück |
8:00 Uhr | Beginn des Abstieges |
11:00 Uhr | Geschafft! |
11:45 Uhr | Abfahrt zurück zum Büro um die Klamotten abzugeben |
13:00 Uhr | Rückkehr nach Antigua |
Route
Auf dieser Karte siehst du die GPS-Aufzeichnung meiner Smartwatch. Du kannst dir die GPX-Datei hier herunterladen und sie dir selbst genauer anschauen, wenn du Interesse hast.
Meine Erfahrungen beim Aufstieg des Acatenango – Das ist bei jedem Anbieter gleich
Die Gruppengröße variiert meist von 4 bis 30 Personen. Man kann dabei einfach Glück oder Pech haben. Ich war sowohl mit Barco, als auch mit CA Travelers in einer Gruppe von 4 Leuten unterwegs. Bei Barco war ich alleine plus 3 andere, bei CA Travelers waren Marie und ich mit zwei anderen unterwegs. Am Tag nach unserem Aufstieg hat CA Travelers die Tour allerdings auch mit einer Gruppe von 22 Personen begonnen. Frag also am besten vorher einfach nach, wie viele Anmeldungen es gibt und verschiebe deinen Aufstieg, falls du Zeit hast.
Kleinere Gruppen empfinde ich persönlich als angenehmer und man lernt sich besser kennen. Denk dran, die nächsten 24 Stunden werden diese Leute wie eine Familie sein, die Strapazen des Aufstiegs verbinden einen sehr.
Bevor es losgeht, gibt es je nach Anbieter erstmal ein kleines Frühstück und dann werden auch schon die warmen Klamotten eingesammelt und die Rucksäcke gewogen. Dann musst du dich auch schon dafür entscheiden, ob jemand deinen Rucksack für dich tragen soll oder ob du es selber machen möchtest.
Die Erlöse gehen komplett an die Einheimischen, also musst du dich auch nicht schlecht fühlen, wenn du Hilfe in Anspruch nehmen möchtest. Die Kosten dafür liegen bei ca 200Q. (23€) für einen 12kg schweren Rucksack, je nach Agentur. Je schwerer dein Backpack ist, desto teurer wird es am Ende sein. Rechne damit, dass dein Rucksack so ungefähr 12-14 Kilo wiegen wird.
Mach dir nichts vor, es wird vermutlich die anstrengendste Wanderung deines Lebens werden, wenn du noch nie zuvor einen richtigen Berg erklommen hast. Wenn du nicht sportlich oder zu 100% fit bist, nimm lieber einen Porter in Anspruch. Wenn du erstmal auf dem Weg bist, hast du keine Chance mehr, dir Hilfe zu suchen.
Es gibt außerdem auch die Möglichkeit, den Berg mit einem Pferd zu besteigen. Das kostet 800Q (93€) extra, würde ich dir aber den Pferden zuliebe nicht empfehlen. Wenn du während des Aufstieges an deine Grenzen kommst und es nicht weiter schaffst, ist das allerdings die einzige Möglichkeit weiterzukommen.
Nach dem Einsammeln der Klamotten wirst du bis zum Fuß des Acatenango gefahren, die Höhe hier beträgt ca. 2.300 Meter.
Hier kannst du Holzstöcke für 20Q. (2,30€) das Paar oder richtige Wanderstöcke für 50Q. (5,80€) das Paar leihen. Deinen Knien zuliebe, tue es. Es wird sehr steil und rutschig, da geben die Stöcke zusätzlichen Halt.
Es wird am Fuße des Acatenango zwar kühl sein, aber ziehe noch nicht deine warmen und langen Sachen an. Du wirst sie nach den ersten 10 Minuten der Wanderung alle ausziehen wollen, glaub mir.
Der Aufstieg beginnt mit einer Wanderung durch von Wasser ausgehöhlte Erosionsrinnen, hier kann es sehr rutschig sein und zu reichlich Gegenverkehr kommen.
Der Weg ändert sich irgendwann in einen sehr schmalen Gang, welcher zwischen Feldern entlangführt. Vorsicht, der schmale Pfad ist von Stacheldraht umzäunt und sehr steil. Auch hier gibt es Gegenverkehr und es wird teilweise sehr eng. Pass also auf, dass du dich nicht verletzt oder dir deine Klamotten oder den Rucksack an den Drähten aufreißt.
Du erreichst nach etwa einer Stunde den ersten Zwischenstopp. Hier gibt es Toiletten, Snacks und Getränke.
Es geht weiter durch die Felder auf dem schmalen Pfad. Irgendwann wechselt es wieder in einen etwas breiteren Canyon mit losem Geröll und semi-stabilen Treppenstufen.
Dann erreichst du eine zone mit üppigerer Vegetation, in der es meist Nebel gibt und auch oft regnet. Es ist weiterhin sehr steil.
Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit erreichst du die Basisstation. Hier musst du 100Q. (12€) Eintritt für den Vulkan bezahlen. Bei manchen Agencies ist das bereits mit im Preis enthalten. Du bekommst als Bestätigung für die Zahlung ein Bändchen ums Handgelenk.
Hier machst du nochmal eine kleine Pause und kannst Kaffee und Snacks von kleinen Ständen kaufen. Natürlich wird hier oben alles zunehmend teurer sein, als unten in der Stadt. Irgendjemand muss das ganze Zeug ja schließlich hochtragen.
Es geht weiter durch den Wald. Nach insgesamt etwa 2,5 Stunden erreichst du eine Lichtung, wo es noch ein letztes Mal Snacks zu kaufen gibt und du endlich das Mittagessen verköstigen kannst. Auch hier ist es oft noch feucht und regnet.
Hier laufen auch viele streunende Hunde herum, die liebend gern die Reste von dir annehmen. Die Chancen stehen gut, dass du deine Portion nicht schaffst und auch kein unnötiges Gramm mit auf den Berg schleppen willst. Gib den Hunden das Essen aber etwas abseits der Menschen, manchmal streiten sich mehrere Hunde darum.
Nachdem du vom Mittagessen gestärkt bist, geht es weiter. Und zwar gleich mit einem besonders fiesen Stückchen. Neuerdings gibt es für diesen extrem steilen Part auch die Möglichkeit, sich mit einem Auto fahren zu lassen. Das kostet 150Q. (17,50€) pro Person.
Frag mich bitte nicht, wie die die Karren da hoch bekommen haben. Zu Fuß musst du dich hier eine Stunde lang durchquälen, das Auto schafft den Weg in 10 bis 15 Minuten und schüttelt dich dabei bis aufs Letzte durch.
Marie hat die Höhenkrankheit an dieser Stelle extrem zu schaffen gemacht. Unser guide hat ihr bereits vor dem Mittagessen ihr 12kg schweres Gepäck abgenommen und ihr Medizin gegeben. Ich habe ihr weitere Sachen und ihr Wasser abgenommen und war somit jetzt mit insgesamt 21kg unterwegs. Außerdem hatte ich den Aufstieg schon mal ohne Hilfe hinter mir, daher haben wir für das Stück tatsächlich auch das Auto gewählt. Wer die echte Experience will, geht aber selbstverständlich zu Fuß 😉
Nach nun etwa 4 Stunden hast du das schlimmste hinter dir. Jetzt geht es nur noch leicht bergauf, was ein echter Segen nach der Anstrengung und bei der Höhe ist. Ab hier hat bei mir auch langsam die Höhenkrankheit eingesetzt. Ich hatte fiese Kopfschmerzen, konnte mich kaum noch konzentrieren und meine Hände und Füße haben durchgehend gekribbelt, als wenn sie eingeschlafen wären.
Die Vegetation ändert sich hier außerdem abermals und mit etwas Glück klart auch der Nebel auf und der Regen verschwindet. Du verlässt jetzt den Wald und wirst auf deinem Weg viele kleine bunte Blumen sehen. Falls es nicht mehr regnet, siehst du auch den Agua – einen weiteren Vulkan, den du auch von Antigua aus siehst.
Nach einer weiteren Stunde Wanderung entlang des Acatenango erreichst du die ersten Camps. Achte darauf, dass du immer deinem Guide nachgehst. Hier kannst du dich gut verlaufen. Es kann, je nachdem, wo dein Camp liegt, nochmal ein wenig herausfordernd werden. Aber die letzten Meter schaffst du auch noch. Du wirst dich jetzt auf etwa 3.200 bis 3.400 Metern Höhe befinden und kannst von hier aus endlich den Fuego ausbrechen sehen.
Mittlerweile ist es vermutlich auch schon ziemlich kalt geworden. Eventuell wirst du deine nassen Klamotten gegen trockene und wärmere tauschen wollen. Während du dich umziehst, bereiten die Guides eine heiße Schokolade vor.
Falls die Sicht klar ist, kannst du ab jetzt alle 15-20 Minuten den Fuego ausbrechen sehen und hören. Mal sind es nur kleine Ausbrecherlein, mal sind es gewaltige Asche- und Rauchwolken die ausgestoßen werden. Einmal habe ich sogar eine richtige Schockwelle gespürt, die durch meinen ganzen Körper gefahren ist.
Auch gut zu wissen: Tagsüber wirst du nur Asche und Rauch sehen können, da die Helligkeit der Sonne das Glühen der ausgestoßenen Lava überstrahlt. Etwa ab Sonnenuntergang wird aber auch das feuerrote Glühen immer präsenter und ist dann nachts schlussendlich klar und deutlich zu sehen.
Lehn dich zurück und genieß den Anblick. Hierfür bist du hier hochgekommen. Hierfür hat sich die absolut aufreibende und höllische Wanderung gelohnt. Das wirst du dein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen, versprochen!
Wenn es immernoch regnen sollte und die Sicht gegen Null geht, mach dir keine Sorgen. Sehr oft klart der Himmel gegen Abend nochmal kurz auf. Spätestens aber in der Nacht bzw. am frühen Morgen hast du in den allermeisten Fällen Sicht auf den Vulkan.
Laut den Veranstaltern sehen etwa 90% der waghalsigen Wanderer den Fuego auch wirklich ausbrechen. Aber behalte im Hinterkopf, dass niemand das Wetter steuern und natürlich auch niemand freie Sicht garantieren kann.
Die Vulkane Fuego und Acatenango haben ein eigenes kleines Mikroklima, so dass genaue Wettervorhersagen vollkommen unmöglich sind.
Je nach Wetterlage und Uhrzeit gibt es außerdem drei Möglichkeiten, eine zusätzliche Wanderung näher an den Fuego heran zu machen.
Entweder wanderst du sofort los, oder zum Sonnenuntergang nach dem Abendessen oder aber morgens früh zum Sonnenaufgang. Die Tour kostet je nach Anbieter 100-200Q. (12-25€) extra.
Du wanderst diesmal ohne dein ganzes Gepäck, sondern nur mit deinen eigenen Snacks und Wasser und einer Kamera, etwa 45 Minuten bergab und nochmal 45 schlimme Minuten bergauf. Dieser Weg wird nochmal anstrengender als alles, was du bisher gewandert bist, also überleg dir, ob du das nach der Anstrengung noch schaffst.
Auf dem Bergkamm angekommen wird es extrem windig und super kalt, nimm also auch genügend Klamotten mit. Ich kann dir leider nicht sagen, ob sich der Weg lohnt oder nicht, denn bei meinem ersten Aufstieg waren wir leider zu spät am Camp und bei meinem zweiten Aufstieg habe ich die Tour zwar gemacht, aber es war so verregnet und nebelig, dass man kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Die Videos der Guides sahen aber unglaublich aus!
Im Camp gibt es dann nach der Fuego Tour Spaghetti mit Sauße, Marshmellows vom Stock und je nach Anbieter eventuell ein Glas Wein um den Körper von innen zu wärmen.
Irgendwann gegen 9 oder 10 werden die meisten deiner Mitwanderer schlafen gehen. Die Höhe und die Erschöpfung des Aufstieges machen einem echt zu schaffen. Entweder versuchst du auch dein Glück mit dem Schlafen, oder machst noch weiter Fotos vom Vulkan und der Lava. Mit Langzeitbelichtungen können dir echt tolle Aufnahmen von den Ausbrüchen und den Sternen gelingen.
Warte, wieso dein Glück beim Schlafen versuchen, meinst du?
Tja, das ist so eine Sache.
Ich habe beide Male kaum ein Auge zubekommen. Entweder war es mir zu kalt, zu unbequem, zu laut vom Vulkan oder mir war von der Höhenkrankheit zu übel zum Schlafen.
Einige wenige Glückliche haben sich jedes Mal ihren Weg durch die Nacht geschnarcht, aber der Mehrheit der anderen Wanderer, mit denen ich gesprochen habe, ist es ähnlich ergangen. Eine Mitcamperin hat mir am nächsten morgen von ihren Panikattacken berichtet, dass es einen riesigen Ausbruch gibt und wir alle sterben werden. Und bei dem lauten Gegröle des Vulkans kam mir selbst tatsächlich auch das ein oder andere Mal der Gedanke.
Aber keine Sorge, die Nacht ist sowieso kurz.
Schon um 3:30 Uhr wirst du von deinen Guides geweckt, um den Aufstieg auf den Gipfel des Acatenango zu wagen. Die Wanderung dauert nochmal etwa 1,5 Stunden und wird der einzige Teil des Weges sein, in dem die Guides sich beeilen wollen und nicht lange warten werden. Denn die Gruppe soll pünktlich zum Sonnenaufgang am Gipfel angekommen sein.
Der Weg ist auch wieder anstrengender als der Aufstieg bisher, denn es gibt keine richtigen Pfade mehr, sondern nurnoch loses Geröll und Vulkangestein. Du wirst drei Schritte vorwärts machen und wieder zwei Schritte nach unten rutschen.
Am Gipfel wird es auch wieder extrem windig und im Dunkeln auch unglaublich kalt. Der Anblick auf den Fuego und die umliegende Landschaft bei Sonnenaufgang lohnt sich aber auf jeden Fall!
Zu diesen Stunden ist es auch am wahrscheinlichsten, dass es keine Wolken oder Regen gibt, solltest du bisher noch nichts gesehen haben.
Nachdem du genug gesehen hast und vollständig durchgefroren bist, geht es den gleichen Weg durch das lose Geröll wieder bergab, nur diesmal im Hellen und ohne Zeitdruck. Am Camp angekommen gibt es erstmal Kaffee und Frühstück, bevor du deine Sachen zusammenpackst und den Abstieg beginnst.
Der Abstieg wird etwas leichter werden als der Aufstieg, aber unterschätze ihn nicht. Du hast zwar weniger Gepäck dabei, aber es wird sehr steil und rutschig. Außerdem wird dir auch schon alles weh tun.
Nach etwa 3 bis 4 Stunden solltest du wieder unten angekommen sein, wo auch schon der Bus auf dich wartet, welcher dich zurück nach Antigua bringt.
Bedanke dich mit einem guten Trinkgeld bei deinem Guide, steig in den Bus und ruhe dich aus. Nachdem du deine geliehenen Sachen wieder zurückgegeben hast, kannst du endlich wieder in dein Hotel und dich gegen 13 Uhr in dein Bett fallen lassen.
Die Chancen stehen gut, dass du bis abends oder sogar bis zum nächsten Tag durchschlafen wirst. Am nächsten Tag wirst du dich garnicht bewegen können, aber das wird innerhalb der nächsten Tage langsam wieder besser werden.
Ich habe meine Waden und Oberschenkel noch gut 5 Tage nach dem Aufstieg brennen gespürt.
Fazit
Mach es, es lohnt sich! Du wirst diesen Anblick garantiert zu deinen Lebzeiten nicht mehr vergessen und noch deinen Enkeln davon erzählen.
Außerdem kannst du sicher sein: wenn du diesen Aufstieg geschafft hast, schaffst du alles andere, das du dir vornimmst auch!
Sei aber vorsichtig, es wird das schlimmste sein, was du bisher in deinem ganzen Leben gemacht hast. Ich will das hier auch garnicht schönreden.
Eine Freundin erzählte uns nach dem Hike, dass etwas von ihr dort oben gestorben sei. Der Guide hat das mit einem stumpfen „Jap, das geht allen so“ erwidert.
Verwendete Quellen sind direkt im Fließtext verlinkt, während der übrige Inhalt des Artikels auf meinen persönlichen Erfahrungen aufbaut.
Ganz tolle Fotos. V.a. das mit dem Blitz. Ich hab in den letzten Jahren auch mehr und mehr die Faszination von Vulkanen entdeckt…
Etwas entspannter kann man es übrigens auf Stromboli haben. Da waren wir letztes Jahr zu Weihnachten. Der bricht ja auch alle 20min aus. Leider konnten wir nicht hoch, weil im Winter keine Touren angeboten werden. Aber man hat trotzdem auch nen tollen Blick.
Kannst ja mal meine Fotos anschauen, wenn du magst. Findest du bei mir auf dem Blog.
Uh, Stromboli steht auch schon länger auf meiner Liste 😍 Das letzte Mal, als wir auf Sizilien waren, haben wir es zeitlich leider nicht geschafft. Die Fotos schaue ich mir auf jeden Fall an!